Energiewende wird noch zu oft durch Bürokratie ausgebremst
Das Prinzip ist einfach: Wenn der Wind bläst, dann drehen sich die riesigen Rotorenblätter der Windkraftanlage und verwandeln den Wind in Strom. Von der simplen Idee bis zur Umsetzung geht jedoch oft viel Zeit ins Land. Zu viel, wie der SPD-Landtagsabgeordnete Sascha Binder jetzt beim Besuch des Windparks Drackenstein im Rahmen seiner Sommertour feststellen musste. Erste Pläne für die Windkraftanlagen auf der Gemarkung der Gemeinde wurden bereits 1998 aufgestellt, aber erst im April 2018 wurden fünf Windkraftanlagen nach verschiedenen Einwendungen vom Landratsamt Göppingen genehmigt, wie Hubert Rinklin, Vorstandsvorsitzender des AlbWerks, dem Parlamentarier erläuterte. Der Geislinger Energieversorger ist Eigentümer von zwei der fünf Windräder in Drackenstein, die seit August 2020 Strom ins Netz einspeisen. Gemeinsam produzieren sie rund 43,5 Mio. kWh Strom jährlich. Genug um 14.500 Haushalte zu versorgen und über 23.000 Tonnen CO2 einzusparen.
„Wenn wir die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern rasch reduzieren wollen, brauchen wir nicht nur mehr Windräder, sondern auch schnellere Genehmigungsverfahren“, machte Sascha Binder deutlich und wies auf den bislang schleppenden Ausbau der Windkraft im Land hin. Es könne auch nicht sein, dass es beim Bau von Windparks zu Verzögerungen komme, weil der Transport der übergroßen Anlagenteile ein Bürokratiekarussell in Gang setze. Überschreitet ein Transport die üblichen Maße, müssen bei den Eigentümern der Straßen auf Kreis-, Landes- und Bundesebene aufwendige Genehmigungen eingeholt werden.
Während Windkraftanlagen wie die in Drackenstein tausende Haushalte mit Strom versorgen können, ist der Ertrag bei den vom AlbWerk betriebenen Wasserkraftanlagen deutlich geringer. Das 1999 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk in Kuchen sorgt bis heute jährlich für 500.000 kWh Strom. Kleinere Anlagen sind nicht immer wirtschaftlich zu betreiben, erfuhr Sascha Binder bei der Besichtigung. Die Stromproduktion laufe – nicht zuletzt wegen des zunehmenden Niedrigwassers in Folge des Klimawandels – nicht immer konstant. Aber für eine erfolgreiche Energiewende zähle jede Kilowattstunde war sich Sascha Binder mit den Experten des Albwerks einig. Deshalb müsse es auch weiterhin eine Landesförderung kleiner Wasserkraftwerke geben.